Interview
mit Erfolgstrainer und ehemaligen Bundestrainer für TriathlonRalf
Ebli
Ralf,
was ist dein Antrieb, was motiviert dich?
In
erster Linie sind es die Athleten selbst und ihre Ziele, die mich
jeden Tag motivieren. Am Ende eines erfolgreichen Projekts empfinde
ich eine stille Freude, meine Athleten an ihr Ziel gebracht zu haben
und teile mit ihnen zusammen den Glück des Erfolgs. Darüber hinaus
möchte ich den Dingen auf den Grund gehen. Mich interessiert, wie
sie funktionieren. Die biologischen Hintergründe, die Biomechanik,
Biochemie und vieles mehr.
Wie
motivierst du denn deine Schützlinge?
Meine
Athleten sind zum größten Teil intrinsisch motiviert und verfügen
an sich über ein hohes Motivationspotential. Training und vor allem
Wettkämpfe sind dazu da, um sich zu beweisen. Mit dem Startschuss
ist die Jagd auf gute Zeiten und Platzierungen eröffnet. Jeder
möchte sein Leistungspotential abrufen. Oftmals wird diese
Motivation durch temporäre Krisen im Trainingszyklus unterbrochen,
zum großen Teil sind diese privater Natur – aus dem familiären,
freundschaftlichen oder beruflichen Umfeld. Hier ist
Fingerspitzengefühl und Empathie seitens des Trainers gefragt, diese
Krise in Gesprächen zu überwinden und die Motivation aufrecht zu
erhalten.
Hast
du ein bestimmtes Ritual mit dem du dich auf das Training
vorbereitest?
Nein,
nicht wirklich. Ich bin immer in der Hinsicht gut vorbereitet, dass
alles geplant ist und in einen Gesamtkontext eingebunden ist. Ich bin
kein Schwellendidaktiker, dem beim Übertreten der Türschwelle
einfällt, dass er heute dies und jenes machen möchte. Neben dieser
Planung habe ich die Eigenschaft, mich immer auch begeistern zu
lassen. Wenn ich z.B. vor einem Vortrag oder Coaching erschöpft bin,
habe ich die Gabe zum richtigen Zeitpunkt den Schalter umzulegen und
topfit zu sein. Und darauf kann ich mich Gott sei Dank immer
verlassen.
Bei
uns im NLP nennt man das Anker, und in deinem Fall hast du einen
richtig guten Trainer-State-Anker, den du automatisch auslöst, wenn
du ihn brauchst.
Hast
du Vorbilder?
Nur Gesamtgesellschaftlich:
Ich bin auf der einen Seite sehr sachlich auf der anderen sehr emotional.
Es
hört sich vielleicht furchtbar langweilig an, aber mich würde zum
Beispiel interessieren wie Angela Merkel oder andere führende
Politiker ticken. Eben nicht das, was wir über die Medien
mitbekommen, sondern wie es in ihnen selbst aussieht, Was steckt
hinter den Personen? Der Dalai Lama oder Papst wären ebenso
spannende Gesprächspartner. Was sagen sie über die Welt? Was
empfinden sie z.B. bei dem Thema Gerechtigkeit?
Wie
bleibst du dabei wenn etwas nicht klappt?
Es
wird alles ganz offen besprochen, alles analysiert und nichts unter
den Tisch gekehrt oder auf den Athleten abgeschoben, sondern zusammen
mit ihm analysiert. Das ist mir sehr wichtig. Der Trainingsplan ist
ein gemeinsames Produkt zwischen Athlet und seinem Trainer. Ich freue
über einen regen Austausch mit meinen Athleten und bin auch dankbar
für Kritik oder seine eigene Sichtweise. Nicht selten fordere ich
Kommentare per Whatsapp, Telefonaten usw. ein. Wenn etwas nicht
funktioniert, dann probieren wir, neue Wege zu geben. Und wenn die
Zusammenarbeit so gar nicht fruchtet, verweise ich gerne auch an eine
Kollegin oder einen Kollegen. Denn mir geht es nur um die Sache,
namentlich dass der Athlet sein Ziel erreicht. Der finanzielle Aspekt
steht bei dem Erreichen eines Ziels für mich außen vor.
Grundsätzlich schaue ich mir vor der Zusammenarbeit erst den
Athleten, den Menschen an und versuche herauszufinden, ob die Chemie
stimmt. Danach reden wir erst über das Finanzielle.
Wie
machst du nach Fehlern weiter?
Relativ
einfach – die Analyse ist das Entscheidende. Wichtig ist, ehrlich zu
sich und zum Gegenüber zu sein. Wenn der Fehler feststeht, ist das
Erste, dass ich mir ihn eingestehe, aber auch dem anderen. Das ist
mir ganz wichtig. Danach leiten wir gemeinsam Maßnahmen ein, damit
dieser und weitere Fehler zukünftig vermieden werden.
Was
passiert bei dir genau, wenn du ein Fehler machst?
Natürlich
ärgere ich mich zuerst. Wenn man ehrgeizig ist, dann ärgert man
sich über Fehler. Aber aus Fehlern lernt man auch am meisten, mehr
als wenn immer alles glatt geht.
Wie
machst du das genau?
Das
geht bei mir ganz einfach. Ich kann mich drauf einstellen. Neue
Bilder, neues Vorgehen, neues Ding.
Wie
feierst du Erfolge?
Das
ist sehr unterschiedlich, aber grundsätzlich meistens in der Stille
mit Athleten. Manchmal machen wir in der Zeit nach dem Rennen eine
gemeinsame, kleine Radtour oder gehen zusammen was Essen oder
Trinken, manchmal auch einen bunten Abend.
Zum
Beispiel habe ich nach dem Schwimmrekord von Jan Sibbersen, dem
sailfish – Chef, letzten Jahres auf Hawaii, schon mittags die eine
und andere Weißweinschorle getrunken und richtig lecker gegessen,
das gehört auch mal dazu. Ich freue mich, auch nach dem Erfolg mit
den Athleten zusammen sein, zu erzählen und einfach die Freude zu
teilen.
Wie
bleibst du heiß bzw. hungrig?
Meine
Grundmotivation ist immer hoch. Die Arbeit am Mann oder Frau, dafür
brauche ich mich nicht zu motivieren. Die Büroarbeit ist manchmal
zäh. Auch das heimische Tüfteln, Planen, doch der tägliche Anreiz
ist die positive Rückmeldung von Leistung, Freude und Gesundheit.
Das sind auch die Werte, die für meine Arbeit stehen. Und wenn eines
von den Parametern erfolgt, und der Sportler darin Erfolg verspürt,
dann ist es das, was mich immer wieder anspornt. Erfolg ist eben doch
eine süße Droge.
Was
über der Person Ralf Ebli ein Werbeplakat hängend würde, was würde
darauf stehen?
Leistung,
Freude und Gesundheit. Leistung nicht nur im Sinne von gewinnen,
sondern von individueller Leistung. Leistungserhalt im Alter, oder
langsamer Leistungsverlust. Gesundheit ist für mich der Kern. Ohne
Gesundheit ist alles nichts. Wenn man mit normalen Athleten arbeitet,
muss man so mit ihnen umgehen, dass man sie gesund erhält. Im
Leistungssport ist es etwas anders: Um dort erfolgreich zu sein, muss
man manchmal auf der Rasierklinge tanzen.
Was
bedeutet Sport für dich persönlich?
Ausgleich,
Genuss, Freude,. Sport und Belastung lehrt einen manchmal auch Demut
und erdet einen immer mal wieder. Egal ob Highfly oder wenn du
traurig bist und dich bewegst, danach hast du den Kopf klar und bist
geerdet. In meinem Sport hat man oft, wenn man vom Schwimmen im See
absieht, traumhaft schöne Naturerlebnisse. Gerade beim Fahrradfahren
oder Laufen. Egal zu welcher Jahreszeit, ob Schnee oder Hitze. Sport
hat auch immer etwas Meditatives.
Machst
du denn selbst noch Sport für dich?
Ich
laufe und fahre Fahrrad und gehe einmal die Woche ins Studio und
mache Stabilisationstraining. Ergänzend mache ich Dehnung und Stabi
zu Hause. Seit den 1990er Jahren mache ich Dauerlauf mit
Athletikeinlagen, unser sogenanntes „Rockytraining“. Nach 10 -15
einlaufen, kurz andehnen sowie lockern und dann intensive
Kraftübungen und anschließend wieder weiterlaufen. Das hält den
Körper effektiv fit.
Was
würde es für dich bedeuten, wenn du kein Sport mehr machen
könntest:
Eine
starke Einschränkung für mich. Dann hoffe ich darauf, dass ich dann
wenigstens noch Spazierengehen oder Fahrrad fahren kann. Es kann ganz
langsam sein. Ansonsten wäre es sehr traurig. Ich würde dann mehr
lesen oder aber mich voll und ganz der Chillizucht hingeben. Aber es
wäre schon eine deutliche Einschränkung meiner Lebensqualität und
wirklich nicht wünschenswert.
Was
bist du für ein Trainer?
Ich
bin ein Trainer, der für jeden Menschen einen individuellen Weg zur
Verfügung stellen kann, der auf seinen Körper und seine Psyche
abgestimmt ist. Es gibt Analytiker, den Emotionalen, den Plauderer
und viele mehr. Meine Aufgabe ist es, mit jedem gut umzugehen und ihm
das für ihn Passende mitzugeben.
Ich
arbeite gern analytisch mit Testverfahren und Messinstrumenten, aber
ein bisschen mehr Rock´n Roll tut dem Ganzen auch mal gut.
Grundsätzlich stehe ich für Emotion im Sport, damit der Spaß nicht
zu kurz kommt.
Wenn
jemand zu verkrampft an die Sache geht, zu stark auf die Pulsuhr
schaut, dann muss ihn einfach mal von der Technik/Steuerung wegnehmen
– höre einfach mal auf deinen Körper! Und manchmal reagieren die
sehr happy darauf, da sie nicht alle 2 Sekunden ihre Herzfrequenz
checken müssen.
Diese
ganzen Tests helfen zwar, auch dein Körpergefühl zu eichen. Wie
fühlt es sich an, mit diesem Laktat im Blut zu Laufen oder eine
bestimmte Herzfrequenz zu haben. Ich habe Sportler, die können bei
einem Test bis auf 3 Schläge genau ihre Herzfrequenz ansagen.
Aber
es ist wie bei allem: Die Mischung macht´s. Watt, Geschwindigkeit,
Herzfrequenz und viel Gefühl. Die Schrittfrequenz, Schrittlänge und
Bodenkontaktzeit sind meines Erachtens nach die wichtigsten
Parameter, die von den meisten Sportler nicht angeschaut werden,
obwohl Puls-Uhren wie Garmin oder Polar es oft hergeben. Wenn ich
diese Parameter habe, kann ich dir sogar Aussagen über die Technik
des Athleten geben, obwohl ich ihn gar nicht laufen gesehen habe. Ich
bin also sowohl Analytiker als auch ein empathischer Trainer, der
sich voll in den Dienst seiner Athleten stellt.
Vielen
Dank für das offene und sehr interessante Interview!
Weitere
Informationen zu Ralf findet Ihr hier:
http://www.protrainingtours.de/trainer/
Das
Interview wurde im Februar 2019 mit René Eichelsbacher (Sprecher
Fachgruppe Sport im DVNLP) durchgeführt. Wollen auch Sie sich
interviewen lassen oder Sie kennen jemanden, den wir auch unbedingt
interviewen sollten, so schreiben Sie bitte an
info∂eichelsbacher-personal-training.de